Reiselektüre für Südamerika
Vor und während unserer Reise durch Peru, Bolivien, Chile und Argentinien habe ich die folgenden Romane, Geschichten, Comics, Sachbücher gelesen.
Romane und Erzählungen
Gabriel García Márquez – Hundert Jahre Einsamkeit
Der bekannteste Roman aus Südamerika und im Genre „Magischer Realismus“. Die Geschichte der Familie Buendía im Dorf Macondo ist ein sich durch die Generationen wiederholender Kreislauf – viele Motive und Themen, die sich durch die Geschichte Lateinamerikas hindurchziehen.
Isabel Allende – Das Geisterhaus
Epischer Roman über Familie, Magie, Gewalt und Chiles politische Umbrüche im 20. Jahrhundert. Im Fokus stehen die starken Frauenfiguren der Familie Trueba. Auch wenn es eine fiktive Geschichte ist, ist alles voll mit Bezügen zu Chiles Geschichte und zu Persönlichkeiten wie Salvador Allende und Pablo Neruda. Habe ich direkt nach Márquez gelesen – die Parallelen im Erzählstil und ähnliche Motive sind unübersehbar. Während ich mich aber mit Marquez ziemlich schwer getan habe, fand ich das Geisterhaus grandios.
Mario Vargas Llosa – Tod in den Anden
Ein Krimi im peruanischen Hochland, der den Terror des leuchtenden Pfads, den Aberglauben in der indigenen Bevölkerung, das harte Leben auf dem Land in Peru, die staatliche Ohnmacht und eine verworrene Kriminalgeschichte miteinander verwebt. Beim Erzählen vermischen sich die zeitlichen Ebenen, interessantes Stilmittel. Eines der wenigen Llosa-Bücher mit Peru-Bezug, die ich als deutsches E-Book auftreiben konnte.
Mario Vargas Llosa – Harte Jahre
Ein politischer Roman über den Sturz des Präsidenten Árbenz in Guatemala entlang der Fakten. Die Geschichte steht für viele Schicksale südamerikanischer Nationen, gewaltsame Umstürze, geprägt von ausländischen politischen und wirtschaftlichen Interessen. Llosa kostet mir die sexuellen Vorlieben seiner Charaktere etwas zu genüßlich aus, ansonsten aber spannender Politthriller. Gibt es auch als deutsches ungekürztes Hörbuch.
Antonio Skármeta – Mit brennender Geduld
Die poetische Freundschaft zwischen einem jungen Briefträger und Pablo Neruda. Wollte über den Roman eigentlich mehr über Pablo Neruda als Dichter weltberühmter Gedichte über die Liebe und über gesellschaftliche Missstände erfahren, musste mich aber bisweilen mit den explizit beschriebenen triebgesteuerten Gedankengängen und Handlungen von Skármetas Briefträger in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft herumschlagen – die der Autor einem auch noch als liebevolle und liebestolle Hingabe verkaufen will.
Horacio Quiroga – Geschichten aus dem Urwald
Kurzgeschichten aus dem Dschungel Nordargentiniens. Ich habe es mitgenommen als zweisprachigen Roman, um Spanisch zu lernen. Jetzt weiß ich, wie Ameisenbär, Biene, Kaiman und Papagei auf Spanisch heißen.
Weitere Romane, die ich in Südamerika empfohlen bekommen habe, aber (noch) nicht gelesen habe (teils weil ich sie schlicht nicht als E-Book in deutsch oder englisch bekommen habe):
- Mario Vargas Llosa. Die Stadt und die Hunde
- Roberto Bolaño. Die wilden Detektive
- Gabriela Mistral. Desolación
- Jorge Luis Borges. Ficciones
- Pedro Lemebel. Torero, ich habe Angst
- José Donoso. Curfew
- Nona Fernández. Voyager
- Hernán Rivera Letelier. Santa María de las flores negras
- María Luisa Bombal. La amortajada
- Alejandro Zambra. Bonsai
Lyrik / Reiseberichte / Biografien
Pablo Neruda – 20 Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung
Liebeslyrik von großer Sinnlichkeit und Nerudas bekanntestes Werk. Ein Klassiker der Weltliteratur. Der Zugang fiel mir etwas schwer, zumal ich keine digitale deutschsprachige Version auftreiben konnte. Ich muss es glaube ich noch mal mit seinen anderen Werken versuchen.
Pablo Neruda – Ich bekenne, ich habe gelebt
Nerudas Autobiografie führt einen spannend durch das 20. Jahrhundert in Chile, mit Abstechern Argentinien, Europa und Asien. Ein wunderbarer Streifzug durch die Politik, die Natur, die Gesellschaft und Poesie Chiles, der allerdings von seinem Umgang mit Frauen getrübt wird, siehe dazu auch https://de.m.wikipedia.org/wiki/Pablo_Neruda#Kontroversen
Che Guevara – Motorcycle Diaries
Ein Roadtrip durch Südamerika der 50er Jahre, der den jungen Che politisiert. Persönlich geschrieben.
Andreas Altmann – Reise durch einen einsamen Kontinent
Ein melancholischer Reisebericht durch Südamerika Anfang des 21. Jahrhunderts. Altmann findet sich leider selbst etwas zu geil als einsamer Reisereporter, das spürt man ständig zwischen den Zeilen.
Geschichte / Sachbücher
Stefan Zweig – Magellan
Die Lebensgeschichte von Magellan, spannend erzählt. Habe ich vor unserer Reise zur Einstimmung für Patagonien gelesen.
Juan Manuel Herrera Traybel – Das Buch von Patagonien
Eine erzählende Geschichtssammlung über Patagonien und Feuerland. War an sich ein guter Einstieg in unsere Reise, aber leider so grauenhaft schlecht redigiert/lektoriert, dass ich es beinahe nicht zu Ende lesen konnte.
CH Beck – Geschichte Lateinamerikas
Rundumschlag über die indigenen Völker, Kolonialismus, Diktaturen und Demokratisierung in Lateinamerika – und das in unter 200 Seiten!
Charles C. Mann – 1491
Amerika vor Kolumbus – ein (inzwishen nicht mehr ganz so) neuer Blick auf die Komplexität indigener Kulturen und ihre Zerstörung. Räumt mit vielen Mythen und verklärten Geschichten über die indigenen Völker Süd-, Mittel- und Nordamerikas auf.
Graphic Novels
El Eternauta
Ein argentinischer Comic-Klassiker, den mir mein Bruder zur Reise geschenkt hat: dystopisch, politisch aufgeladen und stark gezeichnet. Gibt es seit kurzem auch als Netflix-Serie.
Hergé – Tim und Struppi: Der Sonnentempel
Den Tim-und-Struppi-Band zu Peru und den Inkas musste ich mir natürlich noch mal genauer anschauen – spannend schön gezeichnet, nur wie zu erwarten sehr viel Klischees über die einfältigen, gemeinen Einheimische.